Für all die triebschwachen gemütlich daherbummelnden Hunde und vor allem: für deren Hundeführer.


Eine Spassübung zur Verbesserung von Tempo und Sprungkraft. Ausserdem ein kurzer Exkurs in Slalomeingänge und Wandwechsel.

"Er schnüffelt immer auf dem Boden!", "Wir haben immer Zeitfehler.", "Er hat glaube ich gar keinen Spass mehr beim Agility."

Das sind die Sätze bei denen die Alarmglocken im Kopf jedes Agilitytrainers anspringen sollten. Hier ist etwas gründlich schief gegangen. Offenbar war der Schwerpunkt immer auf technischen, komplizierten Übungen und der Hund (häufig sogar der Hund und der Hundeführer) hat nicht mehr genug Spass an der Sache. Um solchen Problemen entegegen zu wirken, hier mal eine wirkliche Spassübung für langsame, triebschwache Hunde. Mit der Übung kann man auch einige andere Nützlichkeiten verbinden, dazu später.

Übung 1: 1-2-3-4-5-6
Der Aufbau ist recht simpel. Der Ablauf ist schnell erklärt, aber nicht so leicht umzusetzen wie man glaubt. Der Hund soll maximal aufgedreht werden vorm Start. Je mehr Motivation vom Hundeführer überspringt, desto schöner. Also kein Sitz - Bleib am Start, kein leichtes Tätscheln des Kopfes, wenn die Runde vorbei ist. Stattdessen Motivation über Spiel oder Futter (dass der Hund natürlich nur gezeigt bekommen sollte vorher, und keineswegs schon Happen vorweg schnappen darf), gemeinsamer Start und dann eine Art Wettrennen, das mit dem Wegwerfen des Spielzeugs, bzw. der Bestätigung durch Futter endet. Hier ist der Trainer echt gefordert. Denn so leicht sich das hier schreibt, so kompliziert ist es auch. In aller Regel kommt kein Hundeführer in der ersten Runde so aus sich raus, wie ich das meine. Also lasst die Übung ruhig mehrmals laufen. Falls ihr Hundeführer habt, die so gar nicht rennen wollen, schickt ihr sie eben aussen herum. Dann müssen sie richtig die Beine in die Hand nehmen und die gewisse Wettkampfstimmung zwischen Hund und Hundeführer entsteht.

Übung 2: 6-5-4-3-2-1
Dieselbe Übung anders herum. Wichtig dass die Motivation der Hundeführer nicht von Durchgang zu Durchgang weniger wird, sondern sich in jedem Lauf steigern soll. Und schon gar nicht, darf der Hundeführer nachlassen, weil der Hund nicht schnell genug ist. Das ist ein häufiger Fehler. Man müht sich einen Moment, der Hund rast nicht wie der Border Collie den man mal gesehen hat los und schon wird die ganze Motivationsidee nur noch lustlos verwirklicht. Gerade umgekehrt wäre richtig! Je langsamer der Hund, desto wilder das vorher und nachher Spielen. Und achtet darauf mit dem Hund gemeinsam zu spielen, und nicht einfach das Spielzeug wegzuschleudern und fertig...

Übung 3: 1-2-3-4-5-6-Tunnel-3-2-1
Eine Übung die das Wechseln übt. Ausserdem kommen Hunde die ungern auf der rechten Seite arbeiten, fast von selbst auf selbige und bekommen dafür prompt eine Riesenbelohnung. Probiert den Durchgang auch mehrmals und versucht verschiedene Möglichkeiten auf die andere Seite zu kommen. Wechselt belgisch vor dem Hund (so dass ihr den Hund im Blick haltet während er über die 6 springt und euch rückwärts umdreht), französisch (sozusagen mit dem Hund im Rücken), und schickt den Hund in den Tunnel um hinter ihm die Seite zu wechseln. Auf jeden Fall solltet ihr sobald der Hund sicher im Tunnel ist, ein langgezogenes lautes Kommando starten, damit er sobald die Nase sichtbar wird schon dir Richtung einschlägt und einen ganz engen Bogen läuft. Probiert aus, wie eng ihr den Hund nach dem Tunnel herum rufen könnt, wie knapp ihr ihn in den Tunnel schicken könnt und wo ihr sonst noch Sekundenbruchteile sparen könntet. Die Endgeschwindigkeit ist nicht mehr so entscheidend, wenn man durch geschicktes Führen enge Wege finden kann.

Übung 4: 6-5-4-3-2-1-Tunnel-4-5-6
Dieselbe Übung seitenverkehrt. Wieder alle möglichen Wechsel ausprobieren und nicht vergessen so doll wie möglich zu motivieren. Nochmal kurz zur Erläuterung die Sache mit den drei möglichen Wechseln:
1. belgisch:
Der Hund läuft auf der rechten Seite eine Runde und springt über 1. Während er in der Luft ist, dreht man sich mit dem Rücken zum Tunnel und dem Gesicht zum Hund rückwärts/seitwärts nach links bis man am Tunnel fast vorbei ist. Inzwischen ist der Hund gelandet und man kann ihm mit der linken Hand den Tunnel zeigen.
2. französisch:
Der Hund läuft auf der rechten Seite eine Runde und springt über die 1. während er springt läuft man vorwärts weiter um den Tunnel herum und wendet dem Hund dabei (zwangsläufig) kurz den Rücken zu. Bis er gelandet ist, steht man passend neben dem Tunnel um mit der linken Hand hinein zu zeigen.
3. mit kreuzen:
Der Hund landet nach der 1 und man schickt ihn mit dem rechten Arm in den Tunnel um selber hinter dem Hund her auf die andere Seite des Tunnels zu laufen. Erst am Tunnelausgang ist der Hund auf der linken Seite.

Die beiden ersten Wechsel lassen sich natürlich genau so gut auch erst nach dem Tunnel durchführen.

Übung 6: 1-2-3-Tunnel-1-2-3-4-5-6-Tunnel-3-2-1
Eine Art kleiner Abschlussübung. Versucht alles was ihr ausprobiert habt, perfekt umzusetzen. Schnell rum nach dem Tunnel, noch schneller hin zum nächsten Sprung, kurze Wege, hohes Tempo und ein Riesenspass am Ende. Wer Lust hat kann dieselbe Übung zum Abschluss noch Mal seitenverkehrt üben, also 3-2-1-Tunnel-3-2-1-6-5-4-Tunnel-1-2-3.

Der Sinn dieser Übung lässt sich noch erweitern, wenn man den Tunnel (zu Motivationszwecken) zum Beispiel gegen den Slalom tauscht. Hier kann man Slalomeingänge, Wechsel am Slalom und Tempo an diesem Gerät üben und fördern.Auch Kontaktzonentraining lässt sich so prima aufbauen.

Schnell über die Wand, sicher in den Zonen und eng und schnell weiterlaufen. Eine Herausforderung für die man schon mal die eine oder andere Trainingseinheit opfern kann. Ausserdem lässt sich bei all diesen Dingen auch selbständigeres Arbeiten des Hundes trainieren, wenn man nämlich versucht dicht am mittleren Gerät zu bleiben und den Hund allein arbeiten lässt. Also alles in allem eine Übung für jede Gelegenheit!